Stillen bei Brustwarzen-Piercing oder Tätowierungen

Piercing

Brust mit Piercing und Tatoo
Auch bei tätowierten Brüsten und bei Piercing ist Stillen in der Regel möglich. (© Rüdiger Rebmann)

Piercing der Brustwarzen ist Mode. Wenn es zur Schwangerschaft und anschließend zum Stillen kommt, stellt sich die Frage, ob Stillen auch trotz Piercing möglich ist. Die Antwort ist: meistens Ja. Nur in seltenen Fällen entstehen durch das Piercing so ungünstige Vernarbungen oder Verletzungen von Nerven, dass das Stillen beeinträchtigt wird. Wird der Milchspendereflex durch die Vernarbungen oder die Verletzungen von Nerven beeinträchtigt, dann kann eine Brustmassage vor dem Stillen oder eine Brustkompression während des Stillens den Milchfluss ggf. verbessern. Um sicherzugehen, dass das Baby an der Brust trotz Piercing gut ernährt wird, empfiehlt es sich die Ausscheidungen und die Gewichtsentwicklung des Babys engmaschig zu verfolgen (siehe auch Bekommt mein Baby genug Muttermilch?). Wenn aufgrund von gestörtem Milchspendereflex die Milchbildung nicht ausreichend in Gang gebracht werden kann, ist die Zufütterung von industrieller Säuglingsnahrung essenziell, damit das Baby ausreichend ernährt wird.

Der Schmuck muss für die Stillmahlzeit aus den Brustwarzen entfernt werden, da er das effektive Ansaugen behindert und im Mund des Kindes zu Verletzungen führen kann. Schlimmstenfalls wird der Schmuck vom Baby verschluckt oder sogar eingeatmet, sodass es daran ersticken kann oder innere Organe verletzt werden. Mitunter läuft Milch aus den Piercing-Löchern heraus. Manchmal kann das Baby die Brust aufgrund der Piercing-Löcher nicht so gut erfassen und rutscht ab oder das Saug-Schluckmuster wird gestört. Auch das Risiko für Milchstaus und Brustentzündungen kann durch Piercing erhöht sein.

Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollten keine Piercing-Löcher in den Brustwarzen gestochen werden. Denn bis die Löcher heilen, darf der Schmuck nicht entfernt werden und dann wäre Stillen nicht möglich. Das Stillen könnte in der Zeit der Wundheilung außerdem sehr schmerzhaft sein. Hinzukommt die Gefahr einer Infektion, die schlimmstenfalls auch auf das Kind übertragen wird.

Wird der Schmuck in der Stillzeit dauerhaft entfernt, können die Löcher wieder zuwachsen. Um dies zu verhindern, kann der Schmuck zwischen den Stillmahlzeiten eingesetzt werden, was häufiges Stillen nach Bedarf jedoch beeinträchtigen kann.

Lesen Sie mehr über mögliche Folgen von Operationen an der Brust im Artikel Stillen nach Brustvergrößerung und Brustverkleinerung.

Tätowierung

Tattoos an der Brust stellen kein Stillhindernis dar. Das Risiko, dass Farbpigmente das Baby erreichen, wird auch bei einer neuen Tätowierung in der Stillzeit als vernachlässigbar gering erachtet. Kritisch sind mögliche Infektionen mit Hepatitis B und C, HIV sowie weiteren Infektionskrankheiten, die man sich durch eine Tätowierung theoretisch hinzuziehen kann. Daher wird in der Schwangerschaft und der Stillzeit von einer Tätowierung in der Regel abgeraten. Andererseits ist eine Tätowierung auch kein Grund zum Abstillen oder für eine Stillpause, wenn die Mutter sich dazu entscheiden sollte. Durch die Einhaltung der gesetzlichen Tätowierungsvorschriften, wie die Anwendung von sterilen Einmalnadeln und Einmalhandschuhen sowie weiterer Hygienevorschriften, lassen sich Infektionen vermeiden.

Quellen:

  • Reid C: Tätowierung und Piercing in der Stillzeit. Laktation & Stillen 2019;4:8-10.
  • Both D, Frischknecht K: Stillen kompakt. Atlas zur Diagnostik und Therapie in der Stillberatung. Urban & Fischer 2007, S. 41
  • Wiesinger D, West D, Pitman T: Das Handbuch für die stillende Mutter. La Leche League Schweiz, 2016, S. 426-427.

© Dr. Bauer – Publikationen in der Stillförderung. Text, Bilder, Videos sind urheberrechtlich geschützt. Letzte Aktualisierung: März 2020.

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