Muttermilchfütterung bleibt nur zweite Wahl

Mutter füttert ihr Baby mit abgepumpter Muttermilch
Die Fütterung von Muttermilch sollte aufs Notwendige eingeschränkt bleiben. (© Pavel Ilyukhin)

Muttermilch ist sehr viel gesünder als künstliche Säuglingsmilch. Die Fütterung von gewonnener Muttermilch ist daher angezeigt, wenn direktes Stillen nicht möglich ist, z.B. aufgrund von Saugschwierigkeiten oder Erkrankungen des Babys oder bei einer Berufstätigkeit der Mutter. Doch die Fütterung von abgepumpter Muttermilch scheint nicht immer medizinisch erforderlich zu sein, zum Teil handelt es sich um einen neuen Lifestyle, um der Mutter mehr Unabhängigkeit zu geben und anderen Personen – wie Vater oder Großeltern – das Füttern zu ermöglichen. Dieser Trend wird durch massive Werbung von einigen Kodex-verletzenden Milchpumpenherstellern gefördert.

⇒ Die beste Milch erhält das Baby immer noch direkt aus der Mutterbrust.

Die Fütterung von abgepumpter Muttermilch ist im Vergleich zum direkten Stillen mit einer Reihe von Nachteilen verbunden:

  • Doppelter Aufwand: Beim Stillen wird Muttermilch gleichzeitig entleert und vom Baby konsumiert. Bei der Muttermilchfütterung sind diese beiden Prozesse voneinander getrennt: Die Mutter muss zuerst die Milch aus der Brust entleeren und das Baby muss in einem separaten Schritt gefüttert werden. Der Zeitaufwand für die Fütterung verdoppelt sich, oder – zusammen mit dem Aufwand für Zusammen- und Auseinanderschrauben sowie Reinigen des technischen Zubehörs – verdreifacht sich. Diese Mehrbelastung führt dazu, dass man Muttermilchfütterung nicht so lange durchhält wie direktes Stillen.
  • Erhöhte Infektionsgefahr: Im Laufe der Entleerung, Aufbewahrung und Fütterung ist die Muttermilch dem Risiko der Kontamination mit Keimen ausgesetzt. Säuglinge, die durch gewonnene Muttermilch gefüttert werden, haben daher im Vergleich zu direkt gestillten Babys ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Zwar kann man dieses Risiko durch vorbildliche Hygiene (Händewaschen vor jedem Schritt und gründliche Reinigung und ggf. Sterilisierung der Gefäße) reduzieren. Direktes Stillen ist jedoch am einfachsten und sichersten.
  • Verminderte Milchqualität: Aufbewahren, Einfrieren, Auftauen und Erwärmen mindern die Qualität der Muttermilch, so reduziert sich u.a. der Vitamingehalt.
  • Erhöhte Gefahr von Übergewicht und Zahnproblemen im Kindesalter: Die Fütterung eines Babys mit der Flasche erhöht das Risiko von Übergewicht und Karies im Kindesalter, und zwar unabhängig davon, ob in der Flasche Muttermilch oder Säuglingsmilch ist. Auch aus der Sicht der Kieferentwicklung ist direktes Stillen erste Wahl. Direkt gestillte Kinder haben seltener Zahnfehlstellungen als Kinder, die mit der Flasche gefüttert wurden.
  • Gefahr von Saugverwirrung und der Ablehnung der Brust: Auch diese Gefahren hängen mit der Anwendung von Saugflaschen zusammen. Direktes Stillen bleibt daher die beste Option. Die Gefahr einer Saugverwirrung lässt sich vermindern, wenn man alternative Fütterungsmethoden verwendet.
  • Reduzierter Hautkontakt: Die Fütterung von abgepumpter Muttermilch anstelle von direktem Stillen kann den direkten Hautkontakt und die Mutter-Kind-Bindung reduzieren.

Diese Nachteile sind der Grund dafür, dass die Bewerbung von Saugflaschen und Saugern ebenfalls in den Anwendungsbereich des internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten fällt. Die Fütterung von Muttermilch sollte Notfällen vorbehalten bleiben und direktes Stillen nicht ersetzen.

Quelle:

  • Johns HM, Forster DA, Amir LH, McLachlan HL: Prevalence and outcomes of breast milk expressing in women with healthy term infants: a systematic review. BMC Pregnancy and Childbirth 2013;13:212; http://www.biomedcentral.com/1471-2393/13/212

 

 

 

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