Stuhlgang und Urin eines neugeborenen, gestillten Babys

Baby beim Windelwechseln mit Stuhlgang
Die Ausscheidungen des Babys (Stuhlgang und Urin) liefern wichtige Hinweise darüber, ob es mit Muttermilch ausreichend versorgt wird (© Jozef Polc)

Stuhlgang und Urin eines gestillten Babys liefern wichtige Hinweise darüber, ob es genug Muttermilch erhält und gesund ist. Der folgende Artikel beschäftigt sich mit der Anzahl, Farbe und Konsistenz von Muttermilchstühlen als Orientierung für einen erfolgreichen Stillstart und berücksichtigt auch besondere Stuhlvarianten.

In der ersten Lebenswoche gibt insbesondere der Stuhlgang des gestillten Babys Auskunft darüber, ob es genug Milch trinkt. Der Urin braucht in dieser Zeit nicht extra gezählt zu werden. Etwa ab der 2. Woche wird auch die Menge und die Farbe des Urins als Hinweis über die getrunkene Milchmenge herangezogen. Ein mit Muttermilch gut versorgtes Neugeborenes hat folgende Windelinhalte in der ersten Lebenswoche:

Tag 1: Ausscheiden des Mekoniums

Mekonium, teerartiger, schwarzer Stuhl
Mekonium (Kindspech) (© Azoreg, Wikimedia)

Am ersten Tag, innerhalb der ersten 8 Stunden nach der Geburt, scheidet das mit Muttermilch gut versorgte Neugeborene das Mekonium (auch Kindspech genannt) aus, eine Ansammlung von eingedickter Galle, Haaren, Hautzellen und Fruchtwasser. Das Mekonium ist schwarz, zäh und teerartig.

Tag 2–3: Grünlich-schwarzer bis grünlich-gelber Stuhl

gelb-grünlicher Neugeborenenstuhl
gelb-grünlicher Neugeborenenstuhl (© Tonicthebrown, Wikimedia)

Etwa ab dem zweiten Tag scheidet das Baby durch den Verzehr von Kolostrum echten Stuhl aus, und zwar ein- bis zweimal am zweiten Tag und drei- bis viermal am dritten Tag. Dieser Stuhl hat zunächst eine schwarz-grüne, dann gelb-grüne Farbe, die Konsistenz wird zunehmend weicher. Die Anzahl der Windeln mit Urin und Stuhlgang nimmt in den ersten sieben bis zehn Tagen kontinuierlich zu – parallel zur steigenden Milchmenge.

Ab Tag 4–7: Gelber Muttermilchstuhl

gelber muttermilchstuhl
Gelber Muttermilchstuhl (© antonsov85, fotolia)

Etwa ab dem vierten Tag, spätestens am siebten Tag, scheidet das erfolgreich gestillte Baby den gelben Muttermilchstuhl aus. Die Farbe ist senfbraun bis hellgelb, die Konsistenz ist wässrig, weich-flüssig, zäh-schleimig oder quarkartig. Der Geruch ist angenehm fruchtig. Ab dem vierten Tag entleert das ausreichend gestillte Baby mindestens drei Stuhlgänge am Tag.

Handzeichen für OK
Der Stuhlgang zählt, wenn er mindestens die Größe des OK-zeichens hat (© Anton Maltsev).

Die drei Stuhlgänge sollten mindestens die Größe des OK-Zeichens haben, also des Kreises zwischen Zeigefinger und Daumen – in Europa wird die Größe gerne auch mit der Euromünze verglichen. Größere Stuhlmengen sind auch ein gutes Zeichen. Verspätete und/oder geringere Ausscheidungen sind ein Hinweis auf eine zu geringe Aufnahme von Muttermilch. Das erhöht u.a. das Risiko von Gelbsucht und Dehydrierung.

Gibt es Hinweise, dass das Baby eventuell zu wenig Muttermilch erhält, wird eine genaue Diagnostik erforderlich: Wird das Baby korrekt angelegt, kann es effektiv saugen, wird es oft genug gestillt, liegen bei der Mutter eventuell Erkrankungen usw. vor? Hier müssen das Krankenhauspersonal, die Nachsorgehebamme, der Kinderarzt und am besten eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC (siehe u.a. unser Verzeichnis) genauer hinsehen.

Stuhlgang und Urin ab der zweiten Lebenswoche

In den ersten vier bis sechs Lebenswochen setzt das ausschließlich gestillte, gut verorgte Baby 2–5 (idealerweise mind. 3) gelbe Muttermilchstühle mindestens in der Größe des OK-Zeichens ab. Ab der vierten Woche nimmt die Häufigkeit der Stuhlgänge kontinuierlich ab: Im Alter von drei Monaten haben Babys durchschnittlich zwei Stühle am Tag. Diese sind jedoch weiterhin weich und formlos. Die individuellen Unterschiede sind groß. Während manche Babys dann weiterhin bis zu dreimal am Tag Stuhlgang haben, setzen andere Babys nur alle zwei Wochen Stuhl ab, dann aber in großen Mengen. Das liegt im Rahmen einer gesunden Variabilität, sofern dieser Stuhl weich bis wässrig und nicht eingedickt und hart ist.Bitte unterstützen Sie das Still-Lexikon

Ausschließlich gestillte Babys haben mehr Stühle am Tag als künstlich oder gemischt ernährte Babys und ihre Stühle sind weicher und gelblicher.

Während in den ersten zwei Tagen nach der Geburt – in denen das Baby nur kleine Mengen Kolostrum erhält – nur wenig Urin ausgeschieden wird (eine bzw. zwei bis drei nasse Windeln an den ersten beiden Tagen), nimmt die Urinmenge durch die zunehmende Milchbildung im Laufe der ersten Woche kontinuierlich zu und füllt ab dem 4. Tag 6–8 Stoffwindeln und 4–6 Einmalwindeln. Ab der zweiten Woche nimmt die Bedeutung der Urinausscheidungen für die Bestimmung der Milchversorgung zu. Sechs bis acht nasse Stoffwindeln bzw. vier bis sechs schwere Wegwerfwindeln werden weiterhin als ausreichend erachtet. Der Urin ist bei einem erfolgreich gestillten Baby geruchslos und blassgelb bis farblos.

Ziegelmehlsediment

In den ersten beiden Tagen kann es vorkommen, dass in der Windel eine ziegelrote Verfärbung beobachtet wird, welche mit dem Urin ausgeschieden wird. Das ist kein Grund zur Sorge. Tritt das Ziegelmehlsediment allerdings später auf, so kann dies ein Hinweis auf eine unzureichende Milchversorgung sein.

Grüner Stuhl bei Babys

Grüner Neugeborenenstuhl
Grüner Stuhl bei Babys (© privat)

In den ersten Tagen nach der Geburt – beim Übergang vom Mekonium zum gelben Muttermilchstuhl – ist grüner Stuhl ganz normal. Auch später können grüne Stühle vorkommen: Lässt man gelben Stuhl längere Zeit stehen, verfärbt er sich grün. Auch viel grünes Gemüse, rote Beete, aromatisierte Fruchgetränke, Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen, bestimmte Medikamente, oder Bilirubin-Ausscheidungen in der ersten Woche können den Stuhl des Babys grün färben. Hat die Mutter sehr viel Milch und bekommt das Baby zu viel Vorder- und zu wenig Hintermilch, dann hat das Baby reichlich schaumigen, grünen Stuhl, der sich explosionsartig entleert. Ein Vordermilch-/Hintermilch-Ungleichgewicht kann durch die Änderung des Stillmanagements behoben werden. Sehr wenig Stuhl grüner Farbe kann ein Hinweis auf zu wenig Milch sein.

Grüner Stuhl kommt auch bei Babys vor, die durch künstliche Säuglingsmilch zugefüttert werden.

Durchfall

Manche Babys haben bei jeder Stillmahlzeit Stuhlgang, was ein normaler Vorgang ist. Häufige, wässrige Stühle beunruhigen jedoch manche Eltern, die einen Durchfall vermuten. Ausschließliches Stillen schützt allerdings vor Durchfall. Das Durchfallrisiko steigt, wenn das Baby bereits Beikost erhält, die nicht immer hygienisch zubereitet wird, und schmutzige Gegenstände in den Mund nimmt.

Häufige, wässrige Stühle allein bedeuten bei gestillten Babys also keinen Durchfall. Wenn weitere Krankheitszeichen hinzukommen, wie Fieber, Unwohlsein, übel riechende Stühle oder Blut im Stuhl, dann sollte der Kinderarzt kontaktiert werden.

Blut im Stuhl

Blut im Stuhl beim gestillten Baby kann verschiedene Gründe haben:

  • Fissuren am After
  • Infektionen
  • Unverträglichkeitsreaktionen gegen bestimmte Lebensmittel, die die Mutter verzehrt hat, z.B. Kuhmilchprodukte (mehr darüber im Artikel Ernährung der stillenden Mutter)
  • Reaktionen gegen Medikamente oder Lebensmittel, die das Baby direkt erhalten hat
  • innere Blutungen aus anderen Gründen

Bei Blut im Stuhl sollte der Kinderarzt kontaktiert werden. In vielen Fällen erweist sich die Blutung als gutartig, welche von allein wieder abheilt.

Neugeborene Mädchen haben mitunter blutige Ausscheidungen aus der Scheide. Dies wird auf eine hormonelle Umstellung nach der Geburt zurückgeführt, ist gutartig und verschwindet innerhalb weniger Tage.

Quellen:

  • EISL-Empfehlungen zur Gewichtsentwicklung: Gedeihen eines Stillkindes. Laktation  & Stillen 2021;1:5
  • Moretti E, Rakza T, Mestdagh B, Labreuche J, Turck D: The bowel movement characteristics of exclusively breastfed and exclusively formula fed infants differ during the first three months of life. Acta Paediatrica 108(5):877-881.
  • Guóth-Gumberger M: Gewichtsverlauf und Stillen. Dokumentieren, Beurteilen, Begleiten. Mabuse Verlag. 2. Aufl. 2018, S. 32 u. 145.
  • Walker M: Breastfeeding management for the clinician. Using the evidence. Jones and Bartlett Publishers. 2014, 3. Aufl. S. 296
  • La Leche League International, Wiessinger D, West D, Pitman T: The womanly art of breastfeeding. 2010, 8. Aufl.; Early days diaper log: The bottom Line, S. 451
  • Wilson-Clay B, Hoover K: The Breastfeeding Atlas, 2017, 6. Aufl. S. 28-29.

© Dr. Bauer – Publikationen in der Stillförderung. Text, Bilder und Videos sind urheberrechtlich geschützt. Letzte Ergänzung: Oktober 2021

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