Die biologische Uhr tickt. Stillende Mütter, die weitere Kinder wünschen, sind häufig besorgt, wenn die Rückkehr ihrer Fruchtbarkeit auf sich warten lässt. Sie fragen sich manchmal, ob sie abstillen sollen, damit ihre Menstruation schneller zurückkehrt und sie bald wieder schwanger werden können.
Nun gibt es erste Hinweise aus der Forschung, dass eine längere Dauer des ausschließlichen Stillens den Zeitpunkt der Menopause etwas hinauszögern kann. Während der so genannten Laktationsamenorrhoe – d.h. dem Ausbleiben der Menstruation am Anfang der Stillzeit – wird der Eisprung unterdrückt. Offenbar wird hierdurch der Eizellen-Pool der Frau verzögert aufgebraucht, sodass sie später in die Menopause kommt und länger fruchtbar bleibt.
Christine R. Langton und Kolleginnen analysierten in ihrer im Januar 2020 erschienenen Arbeit Daten von 108.887 prämenopausalen Frauen aus der so genannten Nursing Health Study II. Sowohl Schwangerschaften als auch Stillen waren mit einem verminderten Risiko assoziiert, früh, d.h. vor dem 45. Geburtstag, in die Menopause zu kommen. Ausschließliches Stillen von 6 Monaten scheint neben weiteren Vorteilen für Mutter und Kind auch das Risiko einer frühen Menopause zu senken.
Wann eine Frau in die Menopause kommt, ist individuell sehr unterschiedlich. Sie hängt von ihrer angeborenen Eizellenanzahl, der Verlustrate ihrer Eizellen im Laufe des Lebens, und ihrem Grenzwert der Eizellenanzahl ab, die für die Aufrechterhaltung des Menstruationszyklus erforderlich ist. Der reproduktive Alterungsprozess ist durch den allmählichen quantitativen wie qualitativen Verlust der Eizellen innerhalb der Eierstockfollikel charakterisiert. Reproduktive Ereignisse wie Schwangerschaften und Stillen können das Aufbrauchen der Follikel hinauszögern. Frauen, die in ihrem Leben insgesamt 7 bis 12 Monate ausschließlich stillten, hatten in der Analyse von Langton und Kolleginnen das niedrigste Risiko einer frühen Menopause (Hazard Ratio: 0.72; 95%-Konfidenzintervall: 0,62–0,83). Eine weitere Verringerung des Risikos durch eine längere Dauer ausschließlichen Stillens (z.B. bei mehr als zwei Geburten und ausschließliches Stillen von >13 Monaten) konnte in dieser Analyse nicht beobachtet werden.
Die Fruchtbarkeit kehrt bei prämenopausalen Frauen noch während der Stillzeit allmählich zurück, bei der einen Frau früher, bei der anderen später, meist wenn die Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten langsam nachlässt. Das Stillen kann auch bei weiterem Kinderwunsch fortgesetzt werden, viele Frauen stillen während der Schwangerschaft weiter und manche stillen sogar mehrere Kinder parallel (Tandemstillen). Für die Gesundheit der Frau und ihrer Kinder ist eine Pause zwischen einer Geburt und einer nachfolgenden Schwangerschaft von 1 bis 2 Jahren ideal, da eine zu dichte Abfolge von Schwangerschaften die Komplikationsrate während der nachfolgenden Schwangerschaft und Geburt erhöht. Auch das ältere Geschwisterkind profitiert von einer längeren Stillzeit mit reichlich Muttermilch und mehr Zeit und Zuwendung von seinen Eltern durch längere Pausen in der Geschwisterabfolge. Nun kommt der beruhigende Hinweis aus der Forschung, dass sich durch die Laktationsamenorrhoe die Erschöpfung des Eizellenpools verzögert und somit die biologische Uhr etwas verlangsamt wird.
Quellen:
- Langton CR, Whitcomb BW, Purdue-Smithe AC, Sievert LL, Hankinson SE, Manson JE, Rosner BA, Bertone-Johnson ER: Association of Parity and Breastfeeding With Risk of Early Natural Menopause. JAMA Netw Open. 2020 Jan 3;3(1):e1919615. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2759124
- Greer G: Preprocessing histograms of age at menopause using the fast Fourier transform. Maturitas2003;44(4):267-277.
- Schummers L, Hernandez-Diaz S, Williams PL, Hacker MR, VanderWeele TJ, Normann WV: Association of Short Interpregnancy Interval With Pregnancy Outcomes According to Maternal Age. .
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