
Bei einer Brustentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis) gelangen Bakterien über die Milchporen der Brustwarzen in die Brust und vermehren sich dort. Zu fast 95% handelt es sich dabei um den Krankheitserreger Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium gelangt in der Regel von der Mutter, dem Krankenhauspersonal, Angehörigen oder Besuchern über die Hände in den Nasenrachenraum des Kindes und von dort zur Brustwarze. Erschöpfung, Brustwarzenrhagaden, wunde Brustwarzen, Milchstase (z.B. bei Stress, langen Pausen zwischen Stillmahlzeiten, ungenügender Entleerung der Brust, Milchstau und zu viel Milch) können die Entstehung einer Mastitis fördern. Der Geschmack der Muttermilch verändert sich – er wird salziger. Es kommt aber nur sehr selten vor, dass ein Baby die Muttermilch aufgrund des veränderten Geschmacks ablehnt.
- Rötung, Überwärmung und eventuell Schmerzen an der betroffenen Stelle
- Grippeähnliches Krankheitsgefühl, erhöhte Temperatur, Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen können hinzukommen.
Was man tun kann:
- Möglichst Bettruhe einhalten und Stress meiden.
- Die betroffene Brust stets gut entleeren und gut entleert halten – das Baby sollte weiterhin oft gestillt werden und kann mit dem Kinn zur betroffenen Stelle angelegt werden, damit diese besonders gut entleert wird.
- Wenn das Baby die Brust nicht ausreichend entleert, dann die betroffene Brust per Hand oder mit einer Pumpe zusätzlich entleeren
- Betroffene Stelle kühlen: mit einem Quark- oder Kohlwickel oder Kühlpäckchen aus dem Kühlschrank. Die Kühlung sollte vor allem nach dem Stillen für 20–30 Minuten angewendet werden. Wenige Minuten vor dem Stillen darf die Brust angewärmt werden: Das fördert die Entleerung der Brust.
- Das Schmerzmittel Ibuprofen (alternativ: Paracetamol) darf gegen das Fieber, die Schmerzen und die Entzündung genommen werden. Es geht nicht in die Muttermilch über, das Baby darf weitergestillt werden.
- Arztbesuch, wenn sich die Symptome innerhalb von 48 Stunden nicht bessern, sich innerhalb von 24 Stunden rasch verschlimmern und immer, wenn beide Brüste betroffen sind.
- Gegebenenfalls wird der Arzt ein Antibiotikum verschreiben. Er wird ein stillverträgliches Antibiotikum auswählen. Weiterstillen ist wichtig für das Baby und unterstützt die Genesung.
- Bei wiederkehrenden Brustentzündungen können Probiotika für die laktierende Brust prophylaktisch eingenommen werden. Auch fermentierte Milch- und Gemüseprodukte mit lebenden Mikroorganismen können möglicherweise vorbeugend wirken.
Nur bei bestimmten anfälligen Frühgeborenen oder bei selten auftretenden bestätigten Infektionen mit den sog. beta-hämolisierenden Streptokokken der Gruppe B, die mit einer beidseitigen Brustentzündung einhergehen, muss in Einzelfällen eine Stillpause eingelegt werden.
Die Unterscheidung zwischen Milchstau und einer bakteriellen Mastitis findet in der Arztpraxis durch die Bestimmung der Anzahl der weißen Blutkörperchen und der Bakterien in der Muttermilch statt. Die Antibiotika-Therapie wird bei hohen Entzündungs- und Keimzahlen eingeleitet. Die Gefahr bei einer Mastitis ist die Entwicklung eines Abszesses. Deshalb ist es wichtig, eine bakterielle Brustentzündung frühzeitig zu behandeln.
Quellen:
- Basim P, Özdenkaya Y: Can Traditional Fermented Food Products Protect Mothers Against Lactational Mastitis? Breastfeed Med 2020, https://doi.org/10.1089/bfm.2019.0261
- Walker M: Breastfeeding Management for the Clinician. Using the evidence. Jones & Bartlett Learning, 4. Aufl. 2017, 606-610.
- Strauss A: Differentialdiagnosen der geröteten Brust während der Stillzeit in der Frauenarztpraxis. Laktation & Stillen 2019;3.
- Arroyo et al.: Treatment of infectious mastitis during lactation: antibiotics versus oral administration of Lactobacilli isolated from breast milk. Clin Infect Dis. 2010 Jun 15;50(12):1551-8.
- S3-Leitlinie zur Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit 2013.
- La Leche League International, La Leche League Schweiz: Das Handbuch für die stillende Mutter. 4. Auflage, 2016
Weitere Online-Publikationen zum Thema:
- La Leche Liga: Milchstau und Brustentzündung
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