Nachts abstillen: Eine bindungsorientierte Vorgehensweise

Mutter begleitet ihr Baby in den Schlaf
Wenn eine Mutter ihr Baby nachts abstillt, dann kann sie es durch Nähe und Körperkontakt in den Schlaf begleiten. (© Alena Ozerova)

Nachts abzustillen – das scheint für viele Mütter, die das nächtliche Stillen als große Belastung empfinden, ein notwendiger Schritt zu sein. Das häufige nächtliche Stillen und Nuckeln ist dabei ein vollkommen gesundes und normales Verhalten von Babys und Kleinkindern und kann in den meisten Fällen vereinfacht oder angenehmer gestaltet werden, ohne abstillen zu müssen. Lässt sich weder durch entsprechende Maßnahmen noch durch eine Schlafberatung eine Verbesserung erzielen, kann ein nächtliches Abstillen eine gute Lösung sein, damit die Mutter sich wieder erholen kann.

Autorin Sibylle Lüpold, Schlaf- und Stillberaterin, zeigt in ihrem Artikel eine mögliche Vorgehensweise auf, wie das nächtliche Abstillen ohne Traumata für das Kind umgesetzt werden kann, wenn die Mutter sich für diesen Schritt entscheiden sollte.

Zweifel und Erschöpfung – wenn nächtliches Stillen als Belastung erlebt wird

Stillkinder schlafen an der Brust oft wunderbar ein. Nicht nur die Kinder, sondern auch viele Mütter entspannen sich beim Stillen und schlafen danach gut ein. Die Hormone, die beim Stillen ausgeschüttet werden, fördern das Einschlafen – sowohl beim Kind als auch bei der Mutter.

Die meisten westlichen Mütter sind aber spätestens nach einem halben Jahr verunsichert, wenn ihr Kind nur an der Brust einschlafen kann und fragen sich, ob dies auch längerfristig eine gute Methode ist. Sie befürchten, damit eine falsche Gewohnheit anzu“erziehen“. Auch das häufige nächtliche Stillen führt zu Verunsicherung und Zweifeln, denn viele Eltern gehen – wie in unserer Gesellschaft üblich – davon aus, dass ein Kind mit ungefähr sechs Monaten durchschlafen solle und nachts keine Nahrung mehr benötige.
Mütter berichten in meinen Beratungen oft von ihrer zunehmenden Erschöpfung in Bezug auf das Stillen in der Nacht. Bei genauerem Hinhören stellt sich vielfach heraus, dass sie von ihrer Umgebung (Familie, Freunde, Fachpersonen) vermittelt bekommen, sie würden ihr Kind damit zu sehr an sich binden und verwöhnen. Diese Vorwürfe und die mangelnde Wertschätzung ihrer Leistung rauben viel Energie. Dabei handeln Mütter intuitiv richtig, indem sie sich rund um die Uhr feinfühlig um die Bedürfnisse ihres Kindes kümmern. Sie schaffen damit eine ideale Basis zum Aufbau seines Urvertrauens und seiner gesunden Entwicklung.

Müde Eltern mit Baby
Die nächtlichen Schlafunterbrechungen sind für manche Eltern eine Belastung (© Antonio Garcia Recena)

Wenn Mütter (und Väter) über die Ursachen des häufigen Aufwachens informiert sind und erkennen, dass das nächtliche Stillen aus natürlicher Sicht Sinn macht, können sie oftmals besser mit den Schlafunterbrüchen umgehen. Häufig führen nämlich bei der Mutter nicht unbedingt die anstrengenden Nächte, sondern vielmehr die quälenden Gedanken darüber, was sie vermeintlich falsch mache, was in ihrer Familie schief laufe oder was mit ihrem Kind nicht stimme, zum Erschöpfungszustand. Wenn sie sich von diesen Gedanken befreien, ihr Baby nahe bei sich schlafen lassen und bequem liegend im Halbschlaf stillen kann, ist es gut möglich, dass sie morgens erholt aufsteht.

Weitere nützliche Informationen darüber, wie das Stillen in der Nacht angenehm gestaltet werden kann, finden Sie im Artikel „Vorteile des nächtlichen Stillens“.

Es geht nicht darum, dass alle Mütter ihr Kind jahrelang nachts stillen müssen, sondern, dass sie es tun dürfen, wenn es für beide stimmt (Largo, 2007). Einschlafstillen und nächtliches Stillen schaden dem Kind in keiner Hinsicht – im Gegenteil!
Wenn eine Mutter aber trotz diesem Wissen und bestem Willen so erschöpft ist, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen kann und keine Freude mehr am Muttersein empfindet, dann kann es notwendig sein, über ein nächtliches Abstillen nachzudenken. Allein die Möglichkeit einer Alternative kann entlastend sein.

Wie lange muss ein Kind nachts gestillt werden?

Zu dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Während manche Autoren offenbar davon ausgehen, dass ein Säugling bereits mit einem halben Jahr in der Lage sein sollte, die ganze Nacht ohne Stillen auszukommen (Kast-Zahn & Morgenroth, 2013), vertreten andere die Ansicht, dass das nächtliche Stillen mindestens bis zum ersten Geburtstag sinnvoll ist (Gordon). Das kindliche Gehirn entwickelt sich in den ersten beiden Lebensjahren so rapide, wie nie wieder im Leben. Unter anderem deshalb empfiehlt die WHO, das häufige Stillen nach Bedarf mindestens bis zum zweiten Geburtstag fortzusetzen (WHO, 2003).

⇒ Die Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Nährstoffen und das Saugen begünstigen das enorme Wachstum und die kindliche Entwicklung in den ersten Lebensjahren.

Viele Stillkinder möchten gerade abends und nachts häufiger gestillt werden. Ihre Eltern befürchten dann, ihr Kind werde mit der Muttermilch nicht mehr genügend satt. Sie denken, sie müssten das Stillen durch eine Flasche mit künstlicher Säuglingsmilch oder Brei ersetzen, in der Hoffnung, dies würde das Durchschlafen beschleunigen. Diese Maßnahmen sind in der Regel erfolglos (Largo, 2007:206), denn Hunger ist nur einer der Gründe für das kindliche Bedürfnis, auch nachts an der Brust zu saugen. Zudem ist Muttermilch sehr sättigend.

Lesen Sie auch:
Die Vorteile des nächtlichen Stillens – auch nach dem 1. Geburtstag
Mutter stillt ihr älteres Baby im Bett
Das nächtliche Stillen lässt sich durch verschiedene Maßnahmen angenehm gestalten. Ein Abstillen nachts ist dann nicht mehr erforderlich.

Meiner Erfahrung nach führt ein nächtliches Abstillen vor dem ersten Geburtstag nur sehr selten zum erhofften Durchschlafen. Meistens wachen die Säuglinge bei den Übergängen der Schlafphasen nach wie vor auf und müssen dann auf andere, nicht unbedingt angenehmere Weise wieder in den Schlaf begleitet werden. Manche Mütter, die in der Folge jedes Mal aufstehen und ihr Kind zum Beispiel herumtragen müssen, berichten, mit Stillen sei es einfacher und schneller gegangen.
Ich begrüße es sehr, wenn Kinder möglichst lange (auch nachts) gestillt werden. Wie bereits erwähnt, bietet das nächtliche Stillen dem Kind zahlreiche Vorteile für seine körperliche und emotionale Entwicklung. Nicht jede Mutter verfügt jedoch über dieselben Ressourcen. Bevor die Erschöpfung zu groß wird, ist es besser, nach kindgerechten Alternativen zu suchen. Das Einschlafen an der Brust ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Kind liebevoll in den Schlaf zu begleiten. Es sollte nachts nicht alleine gelassen werden, wenn es sich dazu noch nicht bereit fühlt und mit Schreien auf die nächtlichen Trennungen reagiert. Es ist in jedem Fall vorzuziehen, ein Kind nachts abzustillen, aber nach wie vor zuverlässig für es da zu sein, als es einem Schlaftraining auszusetzen und alleine schreien zu lassen.
Die Erfahrung zeigt, dass Kleinkinder nach dem ersten Geburtstag durch eine Veränderung des Einschlafrituals (d.h. indem sie lernen, nicht mehr an der Brust, sondern auf andere Weise ein- und weiterzuschlafen) eher durchschlafen (Ball & Klingamann 2007). Je älter ein Kind beim Zeitpunkt dieser Veränderung ist, desto erfolgreicher verläuft dieser Prozess. Das nimmt den Eltern den Druck, möglichst früh etwas zu verändern, da es sonst zu spät sei – im Gegenteil dürfen sie sich so viel Zeit damit lassen, wie sie möchten.

Lässt sich das nächtliche Stillen reduzieren?

Kinder, die an der Brust einschlafen, möchten oft auch nachts wieder in den Schlaf gestillt werden, wenn sie aufwachen. Leider ist es nicht (oder nur sehr schwer) möglich, das nächtliche Aufwachen und Stillen aktiv zu reduzieren. Dieses reduziert sich mit voranschreitender Schlafentwicklung von selbst und lässt sich von außen nur bedingt steuern – von Schlaftrainings ist abzuraten. Wie schnell sich dieser biologische und emotionale Reifeprozess vollzieht, ist von Kind zu Kind verschieden.

Muttermilchschmuck
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Die meisten Mütter berichten, dass sie damit leben könnten, ihr Kind nachts ein- oder zweimal zu stillen, nicht jedoch 7- oder 8-mal. Eltern können von ihrem Kind aber nicht erwarten, einmal mit und einmal ohne Brust einzuschlafen (auch wenn einige wenige Kinder dazu in der Lage sind). Wenn eine Mutter vom nächtlichen Stillen sehr erschöpft ist, kann sie ihrem Kind (idealerweise erst nach dem ersten Geburtstag – wenn nötig, aber auch früher) beibringen, auf andere Weise einzuschlafen. Findet es abends ohne Brust in den Schlaf, gewöhnt es sich daran, auch nachts ohne Brust weiterzuschlafen. Dadurch wacht das Kind jedoch genauso oft auf. Es muss seine Eltern aber nicht mehr wecken, so dass diese am Morgen den Eindruck haben, es habe durchgeschlafen. Nächtliches Stillen ist deswegen keine falsche Gewohnheit, sondern ein kindliches Bedürfnis! Früher oder später lernt jedes Kind ohne Brust einzuschlafen. Viele Mütter, die die Entwicklung ihrem Kind überlassen (und nicht aktiv eingreifen), erleben folgenden Verlauf:

⇒ Das nächtliche Stillen wird zwischen 6 und 12 Monaten intensiver und ist im zweiten Lebensjahr immer noch sehr häufig. Ungefähr nach dem 2. Geburtstag nimmt die Frequenz langsam ab, bis es nach dem 3. Geburtstag (je nach Kind auch später) ganz wegfällt.

Alternatives Einschlafritual unterstützt das nächtliche Abstillen

Möchten Eltern das Einschlafstillen durch ein anderes Einschlafritual ersetzen, sollte eine Methode gewählt werden, die über längere Zeit und ohne großen Aufwand durchgeführt werden kann. Herumtragen oder Spazierenfahren im Kinderwagen sind zwar gute, aber eher anstrengende Methoden. Vom Stillen zur nächtlichen Flasche mit künstlicher Säuglingsmilch zu wechseln, ist aufgrund der zunehmenden Kariesgefahr zudem nicht ratsam. Eine empfehlenswerte und für Eltern angenehme Möglichkeit ist es, wenn das Kind lernt, im Körperkontakt zu ihnen einzuschlafen. Indem es entspannt einschläft, weil Mama oder Papa neben ihm liegen, kann es auch nachts, wenn es wach wird, ruhig weiterschlafen, solange sich eine Bindungsperson spürbar neben ihm befindet.
Wurde das Kind bisher in den Schlaf gestillt und ist noch nicht von sich aus bereit, darauf zu verzichten, wird es höchstwahrscheinlich mit Weinen und Protest reagieren, wollen seine Eltern dies ändern. Das Kind erlebt einen großen Verlust, da es nicht länger durch die beruhigende Wirkung des Saugens einschlafen darf. Es ist wichtig zu wissen:

⇒ Ein Entwicklungsschritt, der nicht vom Kind initiiert wird, verläuft nicht reibungslos.

Mutter tröstet weinendes Baby (© Piotr Marcinski)
Das nächtliche Abstillen klappt selten ohne Tränen. Die Kinder brauchen dabei Trost und Begleitung.

Das Aushalten der teilweise heftigen kindlichen Reaktionen ist auch für die Eltern nicht einfach. Wird es dabei nicht alleine gelassen, sondern liebevoll gehalten und getröstet, kann ein Kind diese Hürde überwinden. Eine Flasche mit Wasser oder ein Schnuller können als Ersatz angeboten werden. Je überzeugter die Eltern sind und je ruhiger sie sich verhalten, desto einfacher wird sich auch das Kind auf die neue Situation einstellen können. Der Übergang vom Einschlafstillen und nächtlichem Stillen zum Einschlafen ohne Brust muss nicht von heute auf morgen erfolgen. Die Stillmahlzeiten können auch langsam reduziert werden – aber auch so wird es meistens nicht ohne Tränen gehen und verlängert den schwierigen Prozess.
Das Umgewöhnen gestaltet sich manchmal sehr schwierig, so dass einige Eltern sich fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, dem Kind von Anfang an beizubringen, ohne Brust einzuschlafen. Sie sollten sich jedoch bewusst sein, dass ihr Kind von jeder Stillmahlzeit profitiert und es sich keineswegs um „vergeudete Mühe“ gehandelt hat.
Wenn sich die Eltern die nächtliche Betreuung teilen möchten (und dies bisher wegen des Stillens nur von der Mutter übernommen werden konnte), kann der Vater nun teilweise oder auch ganz das Zu-Bett-Bringen übernehmen. Die meisten (auch abgestillten) Kinder ziehen abends und nachts eindeutig ihre Mutter vor. Ist der Vater als Bindungsperson vertraut, ist es jedoch keine Zumutung, wenn er sich daran beteiligt. Welche Variante auch immer die Eltern wählen; sie sollte nicht jeden Abend anders aussehen, damit das Kind nicht zusätzlich verunsichert wird.

Nachts Abstillen – eine mögliche Vorgehensweise

Der folgende Abschnitt beschreibt den Übergang vom Einschlafen an der Brust und dem nächtlichen Stillen zum Einschlafen im Körperkontakt. Dies ist ein bewährtes Vorgehen, das dem Kind weiterhin Geborgenheit gewährt und es vor Traumata schützt:

  • Die wichtigste Voraussetzung, bevor Eltern ihrem Kind das Einschlafen an der Brust bzw. das nächtliche Stillen abgewöhnen, ist, dass beide wirklich davon überzeugt sind. Sind sie unsicher oder zweifeln, ob sie ihr Kind damit nicht doch überfordern, spürt es dies und protestiert erfahrungsgemäß viel mehr, als wenn die Eltern 100% davon überzeugt sind, etwas verändern zu müssen.
  • Die Eltern sollten vorher gemeinsam ihr Vorgehen konkret planen. Kommt es nämlich mitten in der Umgewöhnung zu Streit und Konflikten zwischen ihnen, wird es schwierig.
  • Wenn die Mutter zum Schluss kommt, dass sie nachts abstillen möchte, sollte sie auch mit ihrem Kind darüber reden, egal, wie klein es ist. Sie kann ihm erklären, dass sie vom nächtlichen Stillen sehr erschöpft ist und dass es nun lernen wird, ohne Brust einzuschlafen. Wichtig ist es, ihm zu versichern, dass es dabei nie alleine gelassen wird.
  • Nun wählen die Eltern einen geeigneten Zeitpunkt: Ideal ist das Wochenende oder freie Tage ohne wichtige Termine, so dass am nächsten Tag niemand früh aufstehen muss. Das Kind sollte gesund und nicht am Zahnen sein, sowie nicht zeitgleich andere belastende Veränderungen durchmachen müssen (Umzug, Kita-Eingewöhnung etc.), sonst wird es überfordert sein.
  • Das Stillen sollte nicht mehr im Bett und außerhalb des Schlafzimmers stattfinden. (© Jozef Polc)
    Das Stillen tagsüber sollte außerhalb des Schlafzimmers und nicht mehr im Bett stattfinden. (© Jozef Polc)

    Die Mutter kann ihr Kind wie gewohnt tagsüber und auch abends stillen. Dies sollte aber nicht mehr im Bett oder Schlafzimmer stattfinden. Das Kind kann so lernen: Nachts, im Dunkeln und im Schlafzimmer werde ich nicht mehr gestillt. In diesem Punkt unterscheidet sich meine „Methode“ vom durchaus empfehlenswerten „sanften Schlafprogramm“ nach Dr. Jay Gordon. Sie schlägt darin eine Stillpause zwischen 23 und 6 Uhr morgens vor. Ich finde eine räumliche Orientierung für ein Kind in diesem Alter wesentlich hilfreicher als eine zeitliche. Ein kleines Kind versteht nicht, warum es um 22:59 noch gestillt wird, jedoch um 23:00 nicht mehr an die Brust darf.

  • Wenn die Eltern merken, dass ihr Kind müde ist und schlafen möchte, legt sich einer von ihnen (oder beide) mit ihm ins Elternbett (oder dort, wo es in den nächsten paar Wochen schlafen wird) und hält es im Arm. Es wird ihm liebevoll, aber ruhig und überzeugt erklärt, dass es jetzt lernen wird, ohne Brust einzuschlafen und dass alles in Ordnung ist. Wenn es weint, können seine Eltern es streicheln und trösten.
  • Sie dürfen ihm alles anbieten, was für das Kind beruhigend und angenehm ist (vorher ein Bad nehmen, danach massieren, vorsingen …).
  • Normalerweise weinen oder schreien die Kinder, wenn sie nicht wie gewohnt an die Brust dürfen. Diese Reaktion ist für die allermeisten Eltern sehr schwer zu ertragen und verständlicherweise taucht der Impuls auf, das Vorgehen abzubrechen. Wenn Eltern es nicht aushalten, ihr Kind so sehr schreien zu hören, dann ist es völlig in Ordnung, zum gewohnten Einschlafen an der Brust zurückzukehren. Diese Eltern haben nicht in ihrer Erziehung versagt! Sie haben vielmehr intuitiv und feinfühlig wahrgenommen, dass ihr Kind noch nicht bereit ist für den geplanten Übergang. In dem Fall kann das Ganze nach ein paar Wochen erneut versucht werden. Eltern sollten es aber nicht jede Nacht anders handhaben, sonst wird das Kind sehr verwirrt sein.
  • Es kann für die Eltern hilfreich sein, sich vor Augen zu führen, dass es ein sehr gesundes und intelligentes Verhalten ihres Kindes ist, über den Verlust des gewohnten Einschlafstillens zu protestieren. Für die zukünftige Entwicklung des Kindes ist es von Vorteil, wenn es früh lernt, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern. Die Eltern dürfen ihr Kind sogar dazu ermutigen, all seine Wut und Enttäuschung auszudrücken. Wenn sich das Kind in seinen Gefühlen akzeptiert und verstanden fühlt, kann es viel besser mit dem Verlust umgehen.
  • Diejenige Bezugsperson, die das Kind durch diesen schwierigen Moment begleitet, braucht viel Kraft. Es hilft, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren und sich in sich selbst zu verankern. Je ruhiger die Mutter oder der Vater in diesem aufgewühlten Moment sein kann, desto besser kann sich auch das Kind beruhigen. Wenn das Kind hingegen wahrnimmt, dass seine Eltern unsicher und verzweifelt sind, verstärkt dies seine eigene Verunsicherung und es wird vermutlich noch heftiger weinen.
  • Sollte das Kind gar nicht zu beruhigen sein, können die Eltern aufstehen, es herumtragen oder ihm eine Flasche mit abgepumpter Muttermilch / künstlicher Säuglingsmilch anbieten. Falls es so einschläft, legen sie es in ihrem Bett ab. Es macht aber keinen Sinn, das nächtliche Stillen dauerhaft durch Tragen oder eine Milchflasche zu ersetzen, da dies in der Regel noch anstrengender ist.
  • Wird das Kind nachts wach, gehen die Eltern genauso vor wie beim Einschlafen. Sie können ihm eine Flasche mit Wasser anbieten, falls es Durst hat.
  • Solange Eltern ihr Kind liebevoll durch diesen Prozess begleiten, kann es lernen, ohne Brust einzuschlafen. Es sollte dabei nie alleine gelassen werden.
  • In der Regel gibt es 2-5 „schlimme“ Abende/Nächte. Danach hat das Kind gelernt, auch ohne Brust, aber im Körperkontakt zu einer Bindungsperson ein- und weiterzuschlafen. Es bewährt sich, dass es auch weiterhin bei den Eltern schlafen darf, bis sich die Schlafsituation entspannt und sich das neue (Ein)Schlafverhalten verankert hat.
  • Wenn beide Eltern mit dem Kind das Bett teilen, lohnt sich ein großes Bett (wenn möglich 2 x 2 m). Als Alternative kann das Kind eine Zeitlang bei der Mutter (oder der Bezugsperson, die für die nächtliche Betreuung zuständig ist) im Elternbett schlafen, während der andere Elternteil in einem separaten Bett oder Zimmer schläft. Es macht Sinn, wenn wenigstens einer gut schlafen kann und den anderen dann tagsüber entlastet.
Vater schläft mit Baby
Schlafen in Körperkontakt – ggf. mit dem Vater – bietet Geborgenheit auch ohne Stillen (© Ilya Andriyanov)

Die Umgewöhnung vom Einschlafen an der Brust zum Einschlafen im Körperkontakt richtet sich nach dem Alter und Entwicklungsstand des Kindes, zudem nach seiner Familien- und Betreuungssituation. Damit ein individuell passender Weg gewählt und die Eltern wenn nötig von einer Fachperson durch diesen Prozess begleitet werden können, kann eine persönliche Beratung hilfreich sein.
Wichtig: Das hinter dem Stillen stehende Bedürfnis des Kindes fällt durch das Abstillen nicht einfach weg – es muss nun durch andere Formen der Zuwendung ersetzt werden. Viele Kinder sind während dieser Phase und auch danach noch längere Zeit sehr anhänglich und wollen eventuell tagsüber vermehrt gestillt und getragen werden. Im Idealfall werden die Nächte zwar besser und die Eltern sind durch den vermehrten Schlaf wieder belastbarer – die Grundbelastung durch die intensive Betreuung eines Babys und Kleinkindes bleibt jedoch bestehen.

Das Vertrauen trotz Abstillen festigen

Ein Kind muss nicht lernen zu schlafen; es muss vielmehr lernen, darauf zu vertrauen, nachts nicht alleine gelassen zu werden. Dies ist mit oder ohne nächtliches Stillen ein sensibler Prozess, der Zeit und Geduld braucht. Die kindliche Schlafentwicklung dauert gut drei Jahre und ist das Fundament der zukünftigen Schlafqualität. Lernt ein Mensch schon früh, Schlafen mit Nähe und Entspannung zu verknüpfen, ist es wahrscheinlicher, dass er ein Leben lang gut schläft.
Nach dem ersten Geburtstag ist ein (Still)Kind nachts nicht mehr unbedingt auf (Still)Mahlzeiten, meistens aber immer noch auf die unmittelbare Nähe einer Bindungsperson angewiesen. Es ist berechtigt, dass eine Mutter, die abends und nachts nicht mehr stillen mag, eine Alternative wählt, um ihr Kind in den Schlaf zu begleiten. Die hier beschriebene Methode ist nicht zu vergleichen mit einem zu Recht umstrittenen Schlaftraining. Es macht einen enormen Unterschied, ob sich ein kleines Kind alleine in den Schlaf schreien muss, oder ob es dabei liebevoll im Arm gehalten wird. Während die erste Situation beim Kind große Angst und Verzweiflung auslöst, sowie zu schädigenden Stressreaktionen im Gehirn (Posth 2007) führen kann, ist die zweite Situation zumutbar.

Quellen:

  • Remo L: Babyjahre. 2007; München: Piper Verlag
  • Kast-Zahn A, Morgenroth H: Jedes Kind kann schlafen lernen. 2013; München: GU Verlag. (keine Empfehlung!)
  • Gordon J: http://www.rabeneltern.org/index.php/wissenswertes/schlafen-wissenswertes/1221-besser-schlafen-im-familienbett. Englischer Originaltext: www.drjaygordon.com; Anmerkung zum sanften „Schlaftraining“ nach Dr. Jay Gordon: Ich persönlich bin der Überzeugung, ein Baby/Kleinkind versteht nicht, wann 23:00 respektive 6:00 morgens ist. Daher finde ich es sinnvoller, das Kind im Bett und/oder im Schlafzimmer nicht mehr zu stillen.
  • McKenna J: „Jedes Kind lernt irgendwann, alleine zu schlafen!“ WirbelWind 2008; 02:12-13
  • Ball H, Klingaman K: Breastfeeding and Mother-Infant Sleep Proximity – Implications for Infant Care. 12-Trevathan-Chap12.qxd: 2007;226-241.
  • Posth R: Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen. 2007; Münster: Waxmann Verlag.
  • WHO: Guiding Principles for Complementary Feeding of the Breastfed Child“, 2003.

Sibylle Lüpold Foto

Die Autorin, Sibylle Lüpold, ist dreifache Mutter, ausgebildete Stillberaterin, Expertin und Buchautorin zum Thema Schlafen von Babys und Kleinkindern. Sie macht persönliche Beratungen in ihrer Praxis in Bern (http://1001kindernacht.ch/Zentrum/), beantwortet aber auch gerne Telefon- und Skype-Anfragen aus dem Ausland und gibt Kurse für Fachpersonen. Kontakt und weitere Infos finden Sie unter www.1001kindernacht.ch.


 

22 Kommentare auf “Nachts abstillen: Eine sanfte Vorgehensweise”

  1. Nadine sagt:

    Was für ein toller Artikel! Mein Sohn ist jetzt 14 Monate alt und ich stille ihn noch. Die ersten 3 1/2 Monate hat er sehr viel geweint, meist wenn er müde war und nicht abschalten konnte. Tagsüber hat er sehr lange nur geschlafen wenn ich ihn im Tragetuch hatte und hat sich auch nicht ablegen lassen und selbst da hat er vorm Einschlafen immer geweint. Ich habe ihn monatelang ca. 5 Stunden täglich getragen. Deswegen war ich irgendwann froh, dass er wieder beim Stillen eingeschlafen ist weil er so nicht geweint hat und das für uns beide viel entspannter war. Wenn er müde wird dreht er heute noch immer mehr auf anstatt ruhiger zu werden und das stillen beruhigt ihn einfach so toll. Gerade tagsüber wenn alles so spannend ist, schläft er so total entspannt und unkompliziert ein. Die Nächte waren bis kurz nach seinem ersten Geburtstag oft seeehr anstrengend und ich habe in diesen Zeiten immer wieder gedacht dass ich das nicht mehr lange schaffe und wie toll es wäre wenn auch mein Mann ihn mal ins Bett bringen oder nachts beruhigen könnte. Aber zur Zeit genießen wir es wieder beide und er schläft abends schon oft nach dem Stillen ohne Brust ein und nachts auch manchmal so weiter (er schläft erst in seinem Bettchen und wenn er aufwacht nehme ich ihn mit zu uns ins Bett und gehe auch schlafen). Aus meinem Umfeld kommt jetzt immer öfter die Frage ob ich denn jetzt abgestillt hätte und das würde jetzt ja mal langsam Zeit. Selbst mein Mann sagt immer wieder verächtlich ich würde unseren Sohn stillen bis er 18 Jahre alt ist. Schade, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die „längeres“ Stillen verurteilen.

    • Nana sagt:

      Hallo, Nadine…. meine Maus ist 13 Mon und ich denke noch lange nicht ans abstillen…du bist nicht allein…lg

  2. Jess sagt:

    Ich habe lange keinen so sanftmütigen und dem kleinen wie großen Menschen zugewandten Artikel gelesen. Dass die Intuition gerade im Kontakt mit dem eigenen Kind und in Erziehungsfragen oft die beste Beraterin ist, habe ich nun schon oft erfahren…noch besser ist es, das eigene Vorgehen dann noch extern bestätigt zu lesen. Danke!
    Das macht alle Kommentare i.S.: „Du wirst dann aber nicht so eine Mutter. Die ihr Kind noch mit 5 stillt?!“, wett.
    Stillen ist eine Beziehung zwischen 2 Menschen, die auch nur von diesen beiden bewertet oder verändert werden darf…alles andere ist störende und unangemessene Makulatur.

  3. Anna sagt:

    Guten Tag,
    Meine Tochter ist jetzt 8 Monate alt. Anfang August fängt die Eingewöhnung in der KiTa an und im September muss ich wieder arbeiten. Die erste Woche habe ich gleich Spätschicht und dann muss mein Mann die Kleine ins Bett bringen. Zurzeit möchte sie unbedingt mich dabei haben und vor allem die Brust zum Einschlafen. Sie nimmt keinen Nuckel oder Ähnliches und fängt in den Armen meines Mannes furchterlich an zu weinen. Tagsüber isst sie mittlerweile gut und will hauptsächlich zum entspannen und schlafen an die Brust. Milch aus der Flasche trinkt sie nur ein paar Züge aus Durst. Ich habe kein Plan, wie ich es anfangen soll, dass sie auch ohne mich einschläft und mir graut es schon vor den nächsten Wochen.

    • Sarah sagt:

      Hallo Anna,

      wie hat es bei Euch funktioniert? ????

      Herzliche Grüße

    • Maria sagt:

      Deine Kleine spürt wahrscheinlich deine Sorgen und wird dadurch auch unruhig? Gib ihr soviel Nähe wie möglich, gib ihren Bedürfnissen Raum.. Und gib gleichzeitig deinem Mann viel Gelegenheit, Zeit mit ihr zu verbringen.
      Vielleicht ist die Phase inzwischen schon geschafft und alles läuft entspannter?
      Nur Mut – ihr schafft das!!

  4. Kristina sagt:

    Super schöner Artikel! Und er macht Mut weiter zu machen! Unser Sohn wird bald 1 Jahr und ich stille noch nachts und in „notfallsituationen“
    Unsere Bindung ist schwer mit Worten zu beschreiben. Und für mich eine Anerkennung für die anstrengenden Nächte. Mittlerweile schwanke ich zwischen Abstillen und Weitermachen.. Abends geht er mit Flasche ins Bett doch nachts wenn er aufwacht möchte er gestillt werden. Das schränkt mich natürlich sehr ein.. mal schauen wie sich das ganze entwickelt..

  5. Brigitte sagt:

    Vielen Dank für diesen liebevollen und doch sehr hilfreichen Artikel. Mein Sohn ist nun 26 Monate und ich habe heute beschlossen abzustillen, da er letzte Nacht 7-8 mal gekommen ist um zu trinken.
    Mein Vorhaben wäre gewesen, ca. 1 – 1 1/2 Jahre zu stillen – durch Kuhmilchprotein, Hühnereiweiß…-Allergien, Unverträglichkeit habe ich ihn dann doch länger gestillt als geplant (besser man plant erst gar nicht zu lang ????
    Und dann hat er sich an das gewöhnt und er hat die Brust immer noch vehementer gefordert.
    Ich habe ihn heut zum ersten Mal nach 26 Monaten, nur mit Körperkontakt (und mit Pflaster zugeklebten Brüsten – ‚Mama hat aua‘) zum Einschlafen gebracht – ein großer Erfolg … ja, ich brauche dafür viel Geduld und Zeit… und die Nacht ist noch lange nicht vorbei ;))

  6. Lotte sagt:

    Ein sehr schöner Artikel.
    Ich habe vor 2 Wochen aufgehört nachts zu stillen obwohl, meine Tochter ist 8 Monate alt. Der Grund war vor allem das ich den Eindruck hatte, sie trinkt nachts so viel und oft das sie davon Bauchschmerzen bekommt und sich unwohl fühlt. Sie hat dann geweint und sich gebogen und wollte noch mehr an die Brust. Bzw dachte ich das. Eigentlich kann man doch nicht mit Sicherheit sagen ob das Baby wirklich an die Brust will.
    Im Urlaub hab ich dann nur noch vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen morgens gestillt.
    Meine Tochter hat trotz der plötzlichen Umstellung nicht geweint, was sie ja vorher beim Stillen noch getan hat. Sie war zwar die ersten 2 Tage oft wach, wirkte aber entspannt. Ich hab sie aber auch durchgehend gehalten, manchmal getragen und ihr 2 mal Tee angeboten. Sie schläft jetzt ruhiger und länger und ich bin sehr froh. Mit ihr gesprochen hatte ich auch und ihr alles erklärt. Ich glaube, sie versteht das!

    Kennt ihr auch so was?

  7. Marie sagt:

    Ich bin so dankbar für diesen Artikel.
    Meine Kleine ist jetzt 23 Monate alt und bis vor einer Woche habe ich sie noch in der Nacht drei bis vier mal gestillt. Da ich seit einem halben Jahr wieder Arbeiten gehe, wollte ich schon länger nachts Abstillen. Wir zwei haben es innerhalb einer Woche geschafft, vielen Dank nochmal für diese wertvollen Informationen.

  8. Katja sagt:

    Ich kann mich nur meinen Vorrednerinnen anschließen. Ein sehr hilfreicher, positiver Artikel, der wieder einmal bestätigt, wie sinnvoll es ist, sich auf seine Intuition zu verlassen und nichts zu erzwingen. Leider sind die im Artikel vorhandenen, mutmachenden Informationen zu wenig verbreitet, sodass das Stillen über das 1. Lebensjahr hinaus von Mitmenschen oft als Zuviel beurteilt wird. Mein Sohn ist jetzt 13 Monate alt, und von Anfang an ein absolutes Still- und Tragekind. Durch Druck aus meiner Umwelt und der fälschlichen Annahme, er müsse lernen, ohne Brust nachts wieder einzuschlafen, habe ich mich in letzter Zeit viel mit dem Thema Abstillen beschäftigt und auch schon den ein oder anderen missglückten Versuch gestartet. Mit den hier beschriebenen Argumenten und Tatsachen, sehe ich nun wieder gelassener und positiver auf das nächtliche Stillen und weiß die Stillbeziehung sehr zu schätzen. Vielen Dank.

  9. Cathrin sagt:

    Der Artikel ist wirklich klasse und eine Bestätigung für das lange Stillen trotz des Drucks und „blöder“ Kommentare aus dem Umfeld.
    Dennoch habe ich vor, meinen Sohn, der jetzt knapp 15 Monate ist, in den nächsten Wochen (zumindest nachts) abzustillen, da ich in knapp 2 Monaten wieder arbeiten gehe und dann ggf. auch mal über Nacht weg sein werde. Mein Sohn liebt es ebenfalls, an der Brust einzuschlafen und beim nächtlichen Aufwachen sich wieder an der Brust in den Schlaf zu nuckeln, meist mit ein paar Schlückchen Milch dabei bzw. einmal mindestens trinkt er auch noch richtig nachts. In der Kita kann er aber übrigens auch ohne Probleme ohne Brust einschlafen, wenn er mittags mit den anderen Kindern hingelegt wird.

    Bei der beschriebenen Vorgehensweise für das nächtliche Abstillen bin ich über eine Frage gestolpert: Frau Lüpold beschreibt ja, für mich sehr logisch und nachvollziehbar, dass die Methode nach Gordon, von z.B. 23-6 Uhr nicht zu stillen, als eine für das Kind nicht verständliche Vorgehensweise und schlägt daher vor, das Stillen komplett räumlich aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Das hat dann aber ja zur Folge, dass ich meinen Sohn bspw. um 19 Uhr im Wohnzimmer das letzte Mal stille, dann das Zubettgehritual durchführe (Zähneputzen, den Kuscheltieren gute Nacht sagen und im Bett noch ein Lied vorsingen) und ich ihn dann ohne Brust zum Einschlafen bringe und bei jedem nächtlichen Aufwachen ebenfalls ohne Brust durch Kuscheln, ggf. Wasserflasche etc. wieder zum Einschlafen bringe. Das heißt dann aber ja, dass ich ihn, entgegen der Gordon-Methode, nicht nur 7 Stunden, sondern ca. 11-12 Stunden (er schläft meist von 19:30-7 Uhr) nicht stille. Richtig? Einige Freunde aus meinem Umfeld berichten, dass ihr Kind auch mit 18 Monaten oder sogar 2 oder 3 Jahren nachts noch eine Milchflasche im Bett bekommt. Im Hinblick auf Karies sicher nicht die beste Lösung. Aber funktioniert das, quasi von heute auf morgen das Kind nachts 11 Stunden ohne Essen zu lassen? ich möchte auch ungern das Ganze erstmal testen, dann feststellen, dass mein Kleiner doch Hunger hat und am Ende doch wieder die Brust geben und die ganze Mühe war umsonst und der Kleine ist dazu noch verwirrt. Danke für ein paar Rückmeldungen, Erfahrungen und Tipps ????

  10. Ellilou sagt:

    Hallihallo,
    auch ich finde den Artikel toll und bin jetzt wieder beruhigt. Mein Sohn ist 8,5 Monate alt und trinkt zum einschlafen und nachts zwischen 5-10 Mal. Die Anstrengung nehme ich gern auf mich, obwohl es wirklich zehrend ist, aber Sorgen haben mir Komentare von anderen Personen gemacht, wie: da musst du nachts ein Fläschchen geben, deine Milch ist nicht mehr nahrhaft…und: waaas? du stillst immer noch? stillt man nicht mit 6Monaten ab? Hast wohl kein Durchhaltevermögen?
    Solche Komentare von meist kinderlosen „Experten“, die nicht einen Artikel oder ein Buch über Kinder gelesen haben, meinen tatsächlich alles besser zu wissen und haben mich so verunsichert, dass ich drauf und dran war meinem Kind das Beste wegzunehmen und uns beide noch mehr zu stressen.
    Jetzt bin ich geheilt und wieder von meinem Tun überzeugt. Und falls ich das nächtliche Stillen mit einen Jahr beende, werde ich mich an die obigen Tipps halten. Ich hoffe, dass ich es meinen Sohn damit am Einfachsten mache. Die Antwort auf Cathrin’s Frage vom 18.10. würde mich auch interessieren. Und auch was man am Besten als Alternative zu künstlich hergestellter Milch und kariesverursachender Fläschchennahrung geben kann.
    Vielen Dank

    • Sibylle sagt:

      Liebe Ellilou

      Vielen Dank für Deinen Beitrag! Schön, dass mein Artikel Dich gestärkt hat!

      Zu Cathrins Frage: Nein, manchmal geht es tatsächlich nicht von heute auf morgen. Wenn das Kind nachts bisher noch sehr viel Milch bekommen hat, ist sein Organismus so eingestellt und natürlich hat es dann irgendwann Hunger. In dem Fall stillt man das Kind in den ersten Nächten noch ca. 1x (dann am besten im Wohnzimmer und bei Licht), bleibt aber dann nicht dabei, sondern schleicht dieses Verhalten langsam aus, bis das Kind nachts keine Nahrung mehr bekommt (nur noch Wasser). In der Regel klappt das gut und schnell. Meine „Anleitung“ muss sehr oft an die individuelle Situation der Familie angepasst werden und dazu biete ich persönliche Beratungen an.

      Herzlich, Sibylle

  11. Meura sagt:

    Hallo zusammen,

    ein sehr guter Artikel, der ein bisschen Mut macht. Mein Spatz ist jetzt fast 10 Monate alt und wird noch ca. 3-4 mal die Nacht gestillt. Da ich in 3 Monaten wieder arbeiten muss, wollte ich ganz langsam abstillen. 2 Stillmahlzeiten würde ich gern erstmal beibehalten: 1x früh morgens und einmal abends. Ich hab richtig Angst vor dem Abstillen, insbesondere vor dem nächtlichen, da der Kleine dann bitterlich weint und es mir das Herz zerreißt :-(( ich würde ja weiter stillen, aber ich schaffe es körperlich nicht, wenn ich wieder arbeiten muss ???? ich bin jetzt schon oft sehr erschöpft, da ich nach dem Stillen nicht wieder gut einschlafe.

    Ich hab Angst, dass der Kleine leidet und es mir übel nimmt, wenn ich nicht mehr stille.

    Ich hoffe, wir bekommen das hin.

    Liebe Grüße an alle Stillmamis, Ihr seid super!

    • Dr. Z. Bauer sagt:

      Liebe Meura,

      Sie scheinen sich sehr zerrissen zu fühlen zwischen dem Zwang, bald wieder arbeiten gehen und fit sein zu müssen und dem Gefühl, dass Ihr kleiner das Stillen noch dringend braucht. Wenn ich es richtig verstehe, möchten Sie fit und ausgeschlafen sein und gleichzeitig am liebsten weiterstillen. In der Tat hat Stillen auch im zweiten Lebensjahr und darüber hinaus noch viele Vorteile: So reduziert Stillen die Häufigkeit und den Schweregrad von Infektionserkrankungen. Dieser Schutz ist bei einer Fremdbetreuung besonders wertvoll. Auch die Mütter profitieren vom längeren Stillen: Die protektive Wirkung des Stillens vor Brustkrebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Dosis-Abhängig: je länger eine Frau in ihrem Leben stillt, umso stärker ist die protektive Wirkung des Stillens.
      Viele Mütter haben eine Lösung gefunden, wie sie neben dem Beruf noch lange weiterstillen können, auch nachts. Sie wachen nachts zum Stillen gar nicht oder nur kurz auf und schlafen gleich wieder ein und sind am Morgen gut erholt. Was lässt sich ändern, damit Sie trotz nächtlichem Stillen gut erholt sind? Ich bin überzeugt, dass es auch in Ihrem Fall eine gute Lösung hierzu gibt. In Stillgruppen z.B. der La Leche Liga oder der AFS ist diese Problematik ein Dauerthema und die Mütter unterstützen sich gegenseitig mit Lösungsvorschlägen. Auch Sibylle Lüpold und ihr Team von 1001kindernacht können Sie bei der Lösungssuche unterstützen.

      • Meura sagt:

        Liebe Frau Dr. Z. Bauer,

        ja genau so ist es. Ich würde eigentlich gern weiter
        nachts Stillen und trotzdem im Job gute Arbeit leisten.
        Dieser Druck respektive Zwiespalt ist in der Tat vorhanden. ????

        Ich habe mal bei La Leche auf der Internetseite geschaut es gibt hier in der Nähe eine Beraterin. Ich werde mal versuchen sie zu kontaktieren. Vielleicht gibt es ha tatsächlich noch eine Möglichkeit beides zu vereinen.

        Vielen Dank für Ihre Antwort und das aufzeigen von Möglichkeiten & Mut machen.

        Beste Grüße
        Meura

  12. Kathi sagt:

    Ganz herzlichen Dank für diesen tollen und hilfreichen Artikel. Ich zerbreche mir momentan sehr den Kopf über das Einschlafstillen tagsüber. Mein Sohn ist fast 10 Monate alt und lässt sich in seinem Bettchen nur von mir und nur mit der Brust in den Schlaf begleiten. Dies geht meistens recht schnell (ca 10 Min) und unkompliziert. Ich werde jedoch in 6 Wochen wieder arbeiten und der Papa kümmert sich dann um das Kind und die Kita-Einführung. Gerade bei den Schläfchen tagsüber mache ich mir Sorgen. Ich bin nun hin und hergerissen zwischen dem Versuch, beim Mittagsschlaf das Einschlafen ohne Brust zu üben – bisher ohne Erfolg. Wohl auch, weil mein Kleiner sofort laut wird und ich nicht wirklich überzeugt bin. Ich stille gerne, finde das schön und ich genieße gerade abends die Nähe zu meinem Baby mehr als dass mich die alleinige Verantwortung für seinen Schlaf belastet.
    Daher meine Frage: Wie kann ich gerade tagsüber das Einschlafstillen beenden ohne den kleinen zu verwirren und dabei komplett abends und nachts abstillen zu müssen? Momentan isst er recht gut Beikost, extra Stillsitzungen zur Enährung (die ich aus dem Bett auslagern könnte) , haben wir zwischen 7 und 19h nicht mehr. Ich möchte dem Papa gerne den Einstieg in die Elternzeit erleichtern und den zu erwartenden Konflikt ungern ihm alleine überlassen. Oder könnte der Kleine das Einschlafen ohne Brust beim Papa schneller akzeptieren?
    Ganz herzliche Grüße und vielen Dank.

    • Dr. Z. Bauer sagt:

      Liebe Kathi,

      das Ende der Elternzeit ist für die meisten Familien ein einschneidendes und belastendes Lebensereignis, das die Mütter häufig mit großen Sorgen erfüllt: Wie wird mein Kind die Trennung von mir verkraften und sich an das neue Umfeld gewöhnen können?
      Bevor die Elternzeit 2007 eingeführt wurde, blieben viele Mütter mehrere Jahre mit ihren kleinen Kindern zu Hause. Heute lastet ein erheblicher finanzieller und gesellschaftlicher Druck auf den Müttern, ihre kleinen Kinder in die Fremdbetreuung abzugeben und wieder arbeiten zu gehen, mitunter sogar Vollzeit. Das ist keine einfache Umstellung vor allem für die Kleinen.

      Eine Frage, die von stillenden Müttern sehr häufig gestellt wird, ist, wie das Kind in der Kita ohne die Brust einschlafen soll. Doch, in vielen Fällen klappt das besser als gedacht! Die Kinder schlafen in der Kita in aller Regel nicht allein, sondern in Anwesenheit der anderen Kinder und der Begleitung der Erzieherin. Die Gruppe gibt den Kindern Schutz und Geborgenheit, sodass das Einschlafen leichter fällt. Viele Stillkinder holen die versäumte Stillmahlzeit nach, sobald sie mit ihren Müttern vereint sind, oft gleich beim Abholen in der Kita. ???? Auch zu Hause trinken in der Phase der aufreibenden Umstellungszeit viele Stillkinder besonders häufig an der Brust und tanken auf diese Weise wieder Geborgenheit und Sicherheit.
      Wenn der Papa die Betreuung tagsüber übernimmt, kann er sich zum Einschlafen zum Kind legen und z.B. etwas Beruhigendes vorlesen und anschließend auch selber eindösen. Viele Kinder schlafen auf diese Weise ein.
      Manche Kinder halten tagsüber durch und warten, bis die Mama wieder zu Hause ist und sie einschlafstillt.

      • Kathi sagt:

        Ganz herzlichen Dank. Die Antwort macht wirklich Mut. Ich habe es mit meinem Kleinen schon besprochen. Wir machen das so! ????????

  13. Liebe Leser und Leserinnen

    Wir möchten uns für das positive Feedback und die anregende Diskussion herzlich bedanken. Wir haben uns über das grosse Interesse zu diesem Thema sehr gefreut. Hiermit möchten wir die Diskussion jedoch schließen, da es unsere zeitiche Kapazität sprengt, alle Fragen auf dieser Plattform ausführlich zu beantworten. Das nächtliche Abstillen ist ein sensibler Prozess, der von den Eltern sehr bewusst, achtsam und liebevoll begleitet werden sollte. Im Artikel finden Sie eine Anleitung dazu – wenn Sie jedoch unsicher sind, kontaktieren Sie lieber vorher eine der SchlafberaterInnen von 1001kindernacht, siehe: http://www.kindernächte.ch/Schlafberatung-vor-Ort/. Gerne berate wir Sie bei Fragen rund ums nächtliche Stillen/Abstillen und die kindliche Schlafentwicklung.

    Weitere Fragen rund um das nächtliche Stillen, Abstillen, Berufstätigkeit & Stillen usw. können z.B. in Stillgruppen und von Stillberaterinnen der La Leche Liga und der AFS beantwortet werden.

    Mit herzlichen Grüssen, Sibylle Lüpold

    © Dr. Bauer – Publikationen in der Stillförderung. Text, Bilder, Videos sind urheberrechtlich geschützt. Letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 11.04.2019.

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