Das richtige Stillmanagement

Baby beim Stillen
Das korrekte Stillmanagement ermöglicht lange und erfolgreiche Stillzeiten. (© Alexander Raths)

Wie häufig soll ich stillen und wie lange darf eine Stillmahlzeit dauern? Das sind mit die häufigsten Fragen frisch gewordener Mütter. Das richtige Stillmanagement ist dabei das A und O des erfolgreichen Stillens. Wenn Sie folgende Regeln beachten, wird Ihr Baby optimal mit Muttermilch versorgt und kann entsprechend der WHO-Empfehlung 6 Monate ausschließlich gestillt werden:

  • Verbringen Sie rund um die Uhre viel Zeit mit Ihrem Baby in direktem Körper- und Hautkontakt! Dies fördert die Milchbildung und Sie können auf die Bedürfnisse Ihres Babys unmittelbar reagieren.
  • Legen Sie Ihr Baby bei den ersten Stillzeichen an, warten Sie nicht darauf, bis es weint (siehe Wann anlegen?). Stillen Sie Ihr Baby zur Beruhigung, zum Einschlafen, nachts und einfach zum Wohlbefinden so oft Sie möchten, ohne oberes Limit.
  • Stillen Sie Ihr Baby rund um die Uhr nach Bedarf – auch nachts –, mindestens 8- bis 12-mal in 24 Stunden. Auch sehr häufiges Stillen mehrmals die Stunde rund um die Uhr liegt im Normbereich für Homo Sapiens und auch das sog. Marathon-Stillen (Cluster-Stillen), das manche Babys nachmittags, abends und in der ersten Nachthälfte praktizieren. Babys regulieren ihre Nahrungsaufnahme eigenständig – genau so wie die anderen Körperfunktionen auch, d.h. sie trinken so viel Milch wie sie benötigen. Vorausgesetzt, sie haben Tag und Nacht uneingeschränkten Zugang zur Brust und bestimmen sowohl die Häufigkeit als auch die Dauer der Stillmahlzeiten. Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten sowie die Effektivität des Saugens entscheiden über die getrunkene Milchmenge. Die Brust einer gesunden Frau bildet in der Regel so viel Milch nach, wie vom Baby geleert wurde – „Die Nachfrage regelt das Angebot.“ Entleert das Baby die Brust häufig und gründlich, wird schnell Milch nachproduziert und das Brustdrüsengewebe vermehrt sich allmählich. Lässt das Baby Milch übrig, verlangsamt sich die Milchbildung und das Brustdrüsengewebe bildet sich langsam zurück (s. mehr zur kurzfristigen und langfristigen Regulation der Milchbildung).
  • Warten Sie, bis das Baby die Stillmahlzeit von alleine beendet. Unterbrechen Sie das Stillen nicht.
  • Geben Sie Ihrem gesunden, normalgewichtigen Neugeborenen keine weiteren Flüssigkeiten (Säuglingsnahrung, Tee, Wasser) zusätzlich zum Stillen. Zufüttern soll nur in Absprache mit dem Kinderarzt, der Hebamme oder der Stillberaterin erfolgen, falls das Baby zu stark an Gewicht verlieren bzw. nicht ausreichend zunehmen sollte (Bekommt mein Baby genug Muttermilch?).
  • Verzichten Sie auf die Verwendung von Fläschchen und Schnuller. In der Zeit, wo Babys das Saugen an der Brust einüben, sollten sie nur die Mutterbrust bekommen. Dies ist insbesondere in den ersten 4–8 Wochen sehr wichtig. Falls sie vorübergehend nicht an der Brust trinken können (z.B. aufgrund einer vorübergehenden Trennung von Mutter und Kind), sollten idealerweise alternative Fütterungstechniken genutzt werden (z.B. ein Becher). Auch längerfristig kann komplett auf Schnuller und Flasche verzichtet werden. Babys, die nach Bedarf gestillt werden, brauchen keinen Schnuller. Die Mutterbrust ist der Ort zum Einschlafen und zum Wohlfühlen.
  • Lassen Sie sich von Ihren Familienangehörigen und Freunden unterstützen und entlasten und von Ihrer Hebamme oder Ihrer Stillberaterin beraten und begleiten (siehe auch unser Verzeichnis für Stillberatungsangebote)!
  • Besuchen Sie nach Möglichkeit eine Stillgruppe, um Austauschmöglichkeiten, Zuspruch und Unterstützung zu erhalten.

Warum diese Regeln wichtig sind, erfahren Sie im Artikel Warum das Stillen häufig nicht klappt.

Quellen:

  • Guóth-Gumberger M: Gewichtsverlauf und Stillen. Mabuse-Verlag, 2018.
  • Stillen und Muttermilchernährung. Grundlagen, Erfahrungen, Empfehlungen. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2001
  • Kent J, Mitoulas LR, Cregan MD, Ramsay DT, Doherty DA, Hartmann PE: Volume and frequency of breastfeedings and fat content of breast milk throughout the day. Pediatrics 2006;117;e387–e395.
  • Kontier M: Hunter-gatherer infancy and childhood: The !Kung and others. In: Hunter-Gatherer Childhoods: Evolutionary, Developmental, and Cultural Perspectives (Evolutionary Foundations of Human Behavior Series) (English Edition) 1. Auflage, Kindle Ausgabe, Hewlett BS, Lamb ME (ed.), Routledge; 1. Auflage, 2017
  • Schweizerische Stiftung zur Förderung des Stillens (November 2014): Empfehlungen zum Umgang mit Schnullern bei gesunden Saeuglingen: http://www.bfr.bund.de/cm/343/empfehlungen_zum_umgang_mit_schnullern_bei_gesunden_saeuglingen.pdf
  • persönliche Erfahrungen

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