Zahlreiche positive Auswirkungen des Stillens auf die Gesundheit von Mutter und Kind sind bereits bekannt. Nun kommt möglicherweise eine weitere hinzu. Anhand einer aktuellen Analyse haben Frauen, die länger stillen, ein signifikant geringeres Risiko einer Endometriose-Diagnose.
Endometriose ist eine chronische, nicht heilbare Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedelt. Typische Körperstellen sind der untere Bauch- und Beckenraum. Diese gutartigen Wucherungen verursachen während der Periode Bauch- und Rückenschmerzen. Endometriose gilt als eine der wichtigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit der Frau. Verschiedenen Schätzungen zufolge ist etwa jede 10. bis 20. Frau von einer Endometriose betroffen.
Die Wissenschaftler der aktuellen Studie werteten Daten der sog. Nurses‘ Health Study II (NHSII) aus, einer prospektiven Kohortenstudie aus den USA, bei der Tausende Frauen über 20 Jahre lang begleitet wurden. In dieser Zeit erhielten 3296 Frauen aus der Kohorte eine Endometriose-Diagnose nach ihrer ersten Schwangerschaft. Die Wissenschaftler haben die Dauer des jeglichen Stillens, des ausschließlichen Stillens und der Laktationsamenorrhoe erhoben, also der Zeit ohne Monatsblutung nach einer Geburt. Das Endometriose-Risiko nahm mit jedem Dreimonats-Still-Intervall um 8% ab. Mehrgebärende Mütter, die während ihrer reproduktiven Lebensphase mindestens 36 Monate stillten, hatten im Vergleich zu Müttern, die niemals stillten, ein um 40% reduziertes Endometriose-Risiko. Ein möglichst langes ausschließliches Stillen war dabei besonders günstig.
Die Senkung des Endometriose-Risikos wurde von der Dauer der Laktationsamenorrhoe mit bestimmt. Das heißt, die Laktationsamenorrhoe, welche je nach Intensität des Stillens von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren dauern kann, schützt neben weiteren Wirkmechanismen des Stillens vor der Entstehung einer Endometriose.
Die Frage, ob Stillen Beschwerden einer bereits bestehenden Endometriose lindern kann, ist bislang nicht beantwortet und wird Gegenstand zukünftiger Forschung.
Quelle:
- Farland LV, Eliassen AH, Tamimi RM, Spiegelman D, Michels KB, Missmer SA: History of breast feeding and risk of incident endometriosis: prospective cohort study. BMJ 2017; 358 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.j3778